Tagungsprogramm-3.-Interalpine-Energie-und-Umwelttage.pdf (410 Downloads )
Hochkarätige Referenten und Podiumsdiskussionsteilnehmer diskutierten über mögliche nachhaltige Problemlösungen und über die Auswirkungen von Stauraumspülungen auf die Ökologie. Einig waren sich die anwesenden Akteure, dass ein nachthaltiges Sediment-Management nur in Zusammenarbeit zwischen Kraftwerksbetreibern, Behördernvertretern, Ökologen und den Fischzüchtern erreicht werden kann.
Sedimente sind ein wichtiger Bestandteil unserer Gewässer. In Stauräumen wasserbaulicher Anlagen wird der natürliche Fließprozess allerdings gehemmt: Die Sedimente sinken auf den Boden des Staubeckens und verlanden die Struktur. Die Energieproduktion wird eingeschränkt. Gleichzeitig fehlen diese Sedimente flussabwärts zur Erhaltung des natürlichen Geschiebes und der Biodiversität. Sedimentraumbewirtschaftung nach herkömmlichen Methoden ist kostenintensiv und ökologisch folgenschwer. Sowohl für die Betreiber der Wasserkraftanlagen als auch für die Umwelt ist es maßgeblich, dass sinnvolle Lösungen gefunden werden.
Zu dieser Problematik fand am Donnerstag, den 27. und Freitag, den 28. Februar 2020 im neuerbauten Krafthaus des Gemeinschaftskraftwerkes Inn eine europäische Tagung zum Thema „SEDIMENT-MANAGEMENT – Ein Thema für Generationen“ statt, bei der dieses Thema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wurde und zentrale Fragen behandelt wurden:
- Mit welchen Herausforderungen kämpfen die Betreiber?
- Wie wirkt sich die Stauraumbewirtschaftung auf den Fluss aus?
- Welches sind die modernen Forschungsansätze?
- Wie sieht es mit der praktischen Umsetzung aus?
Das Krafthaus des Gemeinschaftskrafthauses bot den idealen Ort, um dieses Thema mit hochkarätigen Referenten, Podiumsdiskussionsteilnehmern und Tagungsteilnehmern aus ganz Mitteleuropa zu behandeln. Neben den Vorstandsdirektoren der TIWAG Johann Herdina, der Illwerke Helmut Mennel und dem Direktor der Geschäftsleitung der Engadiner Kraftwerke Peter Roth waren auch die Fachexperten im Wasserbau in Europa, wie Professor Anton Schleiss von der ETH Lausanne oder Professor Robert Boes von der ETH Zürich Referenten und Podiumsdiskussionsteilnehmer dieser Veranstaltung.
Das Vortragsprogramm wurde so gewählt, dass sämtliche maßgebliche mit dem Sediment-Management in Zusammenhang stehende Aspekte behandelt wurden – von der gelebten Praxis bis zur Theorie, von der Sichtweise des Stromerzeugers bis hin zu der des Fischereibetreibers.
Direktor Herdina wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass das Sediment-Management nachhaltig sein muss. „Wir dürfen nicht auf Kosten der nächsten Generation unser Sediment-Problem lösen“ so Herdina.
Professor Schleiss ist der Überzeugung, dass das Problem der Stauraumverlandungen in den folgenden Jahren sich aufgrund des sich ändernden Klimas und des damit verbundenen Temperaturanstieges deutlich verschärfen wird.
Uneinig waren sich die Vortragenden mit den Auswirkungen von Stauraumspülungen auf den Fischbestand.
Dr. Robert Schifferegger vom Amt für Gewässerschutz der Autonomen Provinz Bozen präsentierte in seinem Vortrag zum Thema „Sedimentmanagement und Fischschutz“, dass ganze Fischpopulationen durch Spülungen in Südtirol massiv reduziert wurden. Dr. Christian Hauer vom Christian Doppler Institut in Wien präsentierte jedoch auch Untersuchungen die belegen, dass kontrollierte Spülungen teilweise sich sogar positiv auf den Fischbestandsentwicklungen auswirkten.
Herr Professor Helmut Habersack von der Universität für Bodenkultur in Wien, wies wiederum in seinem Referat ausdrücklich darauf hin, dass nach Stauräumen oftmals ein erhebliches Sedimentdefizit festzustellen ist, welches sich negativ auf die Flussmorphologie auswirkt.
Festzustellen war somit, dass die bereits derzeit laufenden umfangreichen Untersuchungen bezüglich des Sediment-Managements und die damit verbunden Ökologischen Auswirkungen noch ein hohes Forschungspotenzial besitzen.
„Sowohl der Umgang und die mögliche Verwertung von Sedimenten, als auch deren Auswirkungen auf die Ökologie, müssen kraftwerksbezogen und unter Einbezug aller betroffenen Akteuren untersucht, überlegt und umgesetzt werden“ resümierte Herr Dr. Dietmar Thomaseth vom IBI-Euregio Kompetenzzentrum. „Eine allgemein gültige Lösung wird es nicht geben“, so Dr. Thomaseth.
Am Nachmittag des ersten Tagungstages wurden auch unterschiedliche Umsetzungen von neuen Überlegungen in der Praxis präsentiert. Dr. Richard Obendorfer von der TIWAG und Stefan Pfeifer von den Illwerken präsentierten eindrucksvoll laufende Projekte, bei denen neue Systeme und Techniken im der Sedimentraumbewirtschaftung in den Kraftwerksanlagen der TIWAG und den Illwerken eingesetzt werden.
Bei der abschließenden Podiumsdiskussion am ersten Tag wurde vor allem von den Kraftwerksbetreiben die Nachhaltigkeit als zentraler Grundsatz für die Zukunftsentscheidung im Rahmen der Kraftwerksbewirtschaftung beton. Herr Direktor Mennel stimmt vor allem der Umstand positiv, dass in Vorarlberg der Austausch zwischen den Illwerken und den betroffenen Fischereiverbänden sich sehr positiv entwickelt.
Am zweiten Tag der Veranstaltung wurde den Teilnehmern das neu erbaute GKI-Krafthaus und die zugehörige Gerätekammer präsentiert. Die Teilnehmer zeigten sich begeistert über die hohe Qualität der Ausführung. Ein Kraftwerk der Superlative, so ein Teilnehmer.
Resümee der Veranstaltung: Lösungen können nur durch eine disziplinenübergreifende Kommunikation mit allen betroffen Akteure gefunden werden. Diese Veranstaltung konnte bereits zum Abbau einiger Barrieren beitragen.
Auf Anfrage können wir Ihnen die Vorträge der Referenten zur Verfügung stellen!